Mehr Demokratie wagen

Wie Social Trading das Investmentverhalten verändert

Früher war die Aufgabenteilung beim Kauf von Geldanlagen klar geregelt: Berater, Analysten, Ratingagenturen und Finanzjournalisten durchleuchteten je nach ihrer Funktion den Markt und empfahlen Anlageklasse, Währungen und Finanzprodukte. Wenn die Hinweise dem Anleger zusagten, kaufte er den Fonds, die Aktie oder die Anleihe bei einer Bank oder einem Finanzvermittler. Freunde, und zwar reale Freunde, existierten auch: Sie gaben – gefragt oder ungefragt – ebenfalls Anlagetipps ab, was im Nachhinein manche Freundschaft zerstört haben dürfte.

Doch auch diese Vorgehensweise gehört – wie so vieles in der Finanzbranche – der Vergangenheit an. Seit Kurzem drängt „Social Trading“ auf den Plan, das kommunikative Web 2.0-Errungenschaften mit dem direkten Börsenhandel verknüpft. Anleger finden über spezialisierte Plattformen nun geeignete Gruppen, in denen sie sich austauschen, informieren und einander folgen können. Follower sehen dann, mit welcher Anlagestrategie und mit welchem Portfolio jemand erfolgreich ist. Sodann können sie deren Rezept kopieren und beispielsweise die Aktie auf derselben App sofort kaufen.

Ein Anbieter und Innovationspionier dieses neuartigen Prinzips ist das Hamburger FinTech The NAGA Group mit seinem Social Trading-Netzwerk NAGA TRADER. Mit der App, die früher SwipeStox hieß, können Mitglieder dort anderen Mitgliedern folgen und die Auswahl ihrer Finanzprodukte direkt übernehmen. Jeder kann durch seine Beträge und Anlageentscheidungen selbst Follower generieren; werden sie von den Inhalten des jeweiligen Portfolios überzeugt, erhält der Kunde einen Bonus. Abgerundet wird der Dienst mit umfassenden Nachrichten, Diskussionen und einem TV-Angebot.

Benjamin Bilski, Vorstand, Executive Director und Gründer von NAGA

NAGA-Vorstand Benjamin Bilski – von Forbes in diesem Jahr zu den „30 wichtigsten Technologiepionieren Europas unter 30 Jahren“ gekürt – erklärt die Philosophie hinter dieser Methode: „Es war doch paradox: Bislang haben alle möglichen Marktteilnehmer – die eher ihre eigenen Interessen verfolgt haben – Geldanlagen empfohlen. Diskussionsforen gab es daneben ebenfalls schon seit Langem. Doch nirgendwo konnte man erfolgreichen Tradern systematisch folgen – und gleichzeitig die Produkte kaufen. Dies haben wir mit NAGA Trader geändert.“

Entscheidend für den Erfolg seiner Anwendung ist für Bilski die typische Funktionalität von Sozialen Medien: „Jede Social Media-Plattform lebt von einer großen und aktiven Community, die vor allem auch interaktiv ist. Also: Über interessante Inhalte verfügen, folgen, liken und kommentieren. Hinzu kommt gerade bei Finanzprodukten der immense Informationsbedarf. Für beides haben wir mit NAGA Trader attraktive Angebote geschaffen.“

Die Abrechnung der Transaktionen erfolgt dabei in klassischen Währungen – oder mit dem firmeneigenen Kryptogeld NAGA Coin. Für die Verwaltung und Aufbewahrung der Werte dient wiederum die NAGA Wallet, die ohnehin alle Produkte und Dienstleistungen von NAGA bündelt.

Die Social-Trading-FinTechs bieten üblicherweise nur börsengehandelte oder regulierte Produkte an. Freilich ist die Form der Anlageberatung selbst und die interaktive Informations- und Meinungsgenerierung unreguliert. Mit welchen Mechanismen wird also garantiert, dass ein Follower dem Trader, seiner Erfahrung und Meinung auch trauen kann, wenn er dessen Portfolio nachbildet? Benjamin Bilski gibt Entwarnung: „Mit unseren selbstlernenden Algorithmen indexieren wir die Aktivität der Nutzer, deren tatsächliche Performance – und erstellen einen sogenannten Risk-Score. Damit stellen wir sicher, dass Trader ‚echt’ sind und nicht mit automatisierten Systemen handeln oder versuchen Trades zu ‚vertuschen’. Einige Trader halten zum Beispiel extra negative Position offen, um die eigene Performance nur basierend auf positiven und geschlossenen Trades hoch zu halten. Dies erkennen wir, genauso wie eine regelmäßige Interaktionsrate innerhalb der Anwendung. Denn nur aktive und echte Trader sind gute Trader.“

Befürworter finden daher auch, dass mit Social Trading der gesamte Anlageprozess viel transparenter wird – zumal die Community mit ihrer Schwarmintelligenz jeden Trader in Echtzeit begutachten kann. Daneben sind Investmentfonds oder Vermögensverwalter nicht gerade als unabhängig bekannt. Vielmehr verfolgen sie oft ihre eigenen Interessen oder handeln gar nur mit einer winzigen Auswahl von Produkten eines Anbieters. Diskussionsmöglichkeiten, mit denen man Live die Performance kommentieren kann, gibt es dort in der Regel ebenfalls nicht. NAGA-VORSTAND Bilski sieht Social Trading daher nicht nur als gelungene Ergänzung, sondern sogar als „Demokratisierung des Anlagemarkts“ an.

Bilder: VadimVasenin/depositphotos, bilski

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